Gemälde des 19. Jahrhunderts

32 | 33 11 # Andreas Achenbach (1815 Kassel – Düsseldorf 1910) Öl auf Leinwand 25 ✗ 36,5 cm Unten rechts signiert und datiert: „A.Achenbach 1846.“ Provenienz: Auktion Lempertz Köln, Auktion 864, 20.November 2004, Lot 1211; PrivatsammlungWestfalen Abendlicher Blick über den Golf von Neapel, 1846 Am 16. September 1843 machte sich Andreas Achenbach auf den Weg nach Italien und kam imOktober in Rom an, wo er dem Land, seiner neuen Umgebung und ihren künstlerischen Möglichkeiten mit Distanz und Skepsis begegnete: „Nach der Natur habe ich auch nichts gemalt, bloß gezeichnet und meistens Bäume aber keine Pinien.Dazu bin ich noch zu bange hat man die einmal gezeichnet so ist ein Schritt der erste Schritt zumVerderben meiner nordischen Richtung getan, was ich hier überhaupt malen werde, weiß ich nicht, vielleicht bloß nordische Sachen“, schrieb er am 29. Oktober 1843 an seinen Studienfreund Gustav Lange in Düsseldorf. 1 Knapp zwei Jahre später, nach seiner Rückkehr im August 1845 nach Düsseldorf, heißt es in einem Brief an E. L. Carey, einem Kunden in Philadelphia: „[Ich bin] durch die großartige und in der Farbenkraft alles übertreffende Natur […] so für den Süden eingenommen [sei], dass es mir jetzt doch unmöglich wäre, mich wieder in das dunkleNorwegen zu versetzen.“ 2 Gegensätzlicher könnten die beiden kaum zwei Jahre auseinanderliegenden Urteile nicht sein – sie dokumentieren auf eindrückliche Weise, wie der Aufenthalt in Italien auch Achenbach verwandelt hat: „Nordische Sachen“ hat er dort jedenfalls nicht gemalt; er hat sich stattdessen auf seine neue Umgebung eingelassen, sich von ihr umwehen und vomLicht des Südens verzaubern lassen. Achenbach hat von Rom aus auch die Gelegenheit genutzt, Neapel und Sizilien zu besuchen; genaue Reisedaten sind bisher zwar nicht bekannt, doch datiert vom 14. Mai 1845 eine Zeichnung mit der Ansicht des Vesuvs 3 – der rauchende Vulkan sollte unter den italienischen Motiven im malerischenWerk Achenbachs den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen:Wohl noch auf der Rückreise von Sizilien ist 1845 eine Ölstudie entstanden, die wie unser kleines Gemälde den Blick von Neapel über den Golf auf den Vesuv zeigt 4 – sie ist gleichsam das Urbild und liegt unseremGemälde zugrunde, das zwar erst 1846 nach Achenbachs Rückkehr nach Düsseldorf entstanden ist 5, doch noch ganz unter dem Eindruck von Licht und Farben des Südens steht. Den felsigen Küstenabschnitt leicht verändert, hat Achenbach den Vulkan etwas weiter in die Ferne gerückt, um ihn ganz im rötlichen Abendlicht aufgehen zu lassen. Das Bild ist erfüllt vom Abendrot und nur oben und in der Mitte behaupten sich schmale blaue Streifen des ruhig daliegenden Meeres und des Himmels – alles geht im Licht und der Farbe der untergehenden Sonne auf, alles ist durchdrungen von der Leuchtkraft der Farben, es ist ein Bild voller Sehnsucht und Spiegelungen. Deshalb trifft auf das Gemälde auch zu, was Anton von Perger 1854 zu Achenbachs Ansicht von Palermo bemerkte, die sich in der Sammlung des Grafen Franz von Thun in Wien befand: „Ganz vorzüglich zu bewundern ist die echt südliche Wärme des Tones, die durch den 1 | Vgl. Wolfgang Peiffer: Andreas Achenbach 1815–1910. Italienreise, Baden-Baden 2009, S. 43. 2 | Brief vom 13. August 1845, zitiert nach ebd., S. 80. 3 | Vesuv, Öl auf Karton, 19,5 ✗ 26,4 cm, Düsseldorf, Kunstpalast, Inv. Nr. M 4193. 4 | Blick über die Bucht von Neapel auf den rauchenden Vesuv, 1845, Öl auf Leinwand, 17 ✗ 21 cm, Privatbesitz, vgl. Michael Zeller Auktionen, Lindau, 18. April 2009, Los 2886. 5 | 1846 entstand zudem ein detaillierter ausgearbeitetes Gemälde vom gleichen Standort mit dem rauchenden Vesuv: Blick über die Bucht von Neapel auf den rauchenden Vesuv, 1846, Öl auf Leinwand, 81 ✗ 58 cm, Hampel Kunstauktionen, München, 28. März 2003, Los 188.

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