Gemälde des 19. Jahrhunderts

# 36 | 37 HeinrichTank: Netzflickerin, 1836,Öl auf Holz, 56 ✗ 49 cm. Leipzig,Museum der Bildenden Künste, Inv.-Nr. 1719.© akg-images. 12 1 | Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexikon oder Nachrichten von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Lithographen, Formschneider, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter etc., Bd. 20, München 1850, S. 245. 2 | Philip Weilbach: Dansk Konstnerlexikon, Kopenhagen 1877/78, S. 671. 3 | Vgl. Fortegnelse over danske kunstneres arbejder paa de ved det Kgl. Akademi for de skjønne kunster i aarene 1807–1822 afholdte Charlottenborg-udstillinger, samlet og udgivet af Carl Reitzel, med en indledning af Julius Lange, Kopenhagen 1883, S. 664. 4 | Vgl. Maximilian Speck von Sternburg. Ein Europäer der Goethezeit als Kunstsammler, Ausst.-Kat. Museum der Bildenden Künste Leipzig und Haus der Kunst München, hg. von Herwig Guratzsch, Leipzig 1998, S. 402, Abb. Öl auf Leinwand 57 cm ✗ 49 cm Unten rechts signiert und datiert: „Tanck 1835“ Die Netzflickerin, 1835 Heinrich Friedrich Tank (1807 Altona – München 1872) Als einen „der vorzüglichsten jetzt lebendenMaler“ bezeichnet Georg Caspar Nagler den aus Altona stammenden Maler Heinrich Friedrich Tank 1, der vonHamburg über Kopenhagen nachMünchen zog,wo er bis zu seinemTod 1872 lebte.Naglers Einschätzung mag Erstaunen hervorrufen, denn heute ist Tank wie so vieleMaler des 19. Jahrhunderts weitgehend vergessen, doch ist seineWiederentdeckung nicht ohne Reiz. Aus Altona gebürtig, das damals noch dem dänischen Königreich angehörte, ging Tank nach Kopenhagen, wo die dortige Akademie, an der bereits die großen aus Norddeutschland stammenden Romantiker Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich Ende des 18. Jahrhunderts ihre Karriere gestartet hatten, in den späten 1820er Jahren nichts von ihrer Attraktivität als Ausbildungsstätte eingebüßt hatte. Über Tanks Tätigkeit dort ist allerdings wenig bekannt, doch muss er seine Studien zügig vorangetrieben haben, denn 1827 erhielt er eine Silbermedaille und 1828 bewarb er sich erfolglos um ein Reisestipendium. 2 Offensichtlich etablierte er sich aber in der Folge in Kopenhagen als Maler von Seestücken und auch als Porträtist und beteiligte sich wiederholt in den frühen 1830er Jahren an den Frühjahrsausstellungen auf Schloss Charlottenborg 3, bevor er 1835 nach einem längeren Zwischenstopp in Hamburg nachMünchen ging. In dieses persönliche Umbruchjahr fällt unser Gemälde mit der Netzflickerin, und man kann nur spekulieren, ob es noch in Kopenhagen, in Hamburg oder bereits in München entstanden ist. Beschäftigt hat das Thema Tank in München allerdings auf jedenFall noch – 1836 entstand eine im Format übereinstimmende Wiederholung, die sich heute in der ehemaligen Sammlung des Maximilian Speck von Sternburg in Leipzig befindet (Abb. rechts). 4 Auf beiden Gemälden sitzt ein Fischermädchen vor ihrer Hütte am Strand, damit beschäftigt, ein Fischernetz zu flicken. Sie hat ihre Tätigkeit kurz unterbrochen – offensichtlich ein Moment des Innehaltens, denn ihre Hände ruhen in ihrem Schoß und sinnend blickt sie auf

RkJQdWJsaXNoZXIy ODU1MjQ=