Gemälde des 19. Jahrhunderts

# 44 | 45 Camille Corot: Cività Castellana – Rochers à Pic, um 1826. Öl auf Papier, 28 ✗ 50 cm. Privatbesitz. 1 | Vgl. Carl Hummel 1821–1907, Ausst.-Kat. Städtische Galerie in der Reithalle Paderborn-Schloß Neuhaus, hg. von Andrea Wandschneider, Paderborn 2005, S. 117, Nr. 17–18, Abb. S. 63. Öl auf Leinwand 25 × 36,4 cm Provenienz: Aus demNachlass des Künstlers.Grisebach 2017 Literatur: Carl Hummel.Werke aus demNachlass des Künstlers. Katalog zur Ausstellung bei Grisebach, Berlin undMünchen 2017/18.Mit Beiträgen von HermannMildenberger, Celia-Margaretha Girardet und Florian Illies, Berlin-München 2017,Nr. 20, Abb. Felsiges Waldtal bei Cività Castellana Die Jahre 1842 bis 1846 verbrachte Carl Hummel, der Schüler Friedrich Prellers, in Italien – zwar zumeist in Rom, doch bereiste er auf den Spuren seines Lehrers auch intensiv das Land, besuchte Sizilien undCapri und die nähere Umgebung von Rom. 1844 wandte er sich nachNorden, hielt sich inNarni auf,wo einige Landschaften direkt vor der Natur entstanden 1, und dürfte bei dieser Gelegenheit auch das nurwenigeKilometer südlich gelegeneCivitàCastellana besucht haben, jene alte auf einem Felsplateau über den tief eingeschnittenen Tälern des Rio Maggiore und des Rio Filetto gelegene etruskische Metropole der Falisker. Seine spektakuläre, malerische Lage hatte Cività Castellana zu einem beliebten Studienort deutscher und französischer Künstler gemacht, die hier Quartier nahmen und es zum Ausgangspunkt ihrer Streifzüge durch die benachbarten Täler machten – am bekanntesten ist Camille Corot (Abb. unten), der dort in Begleitung von Johann Carl Baehr im Frühjahr 1826 auf Ernst Fries traf. Hummels besonderes Interesse hatten in Narni die schroffen, ins südliche Licht getauchten Karstfelsen geweckt, und auch die Umgebung der Faliskerstadt mit ihren zerklüften, steil abfallenden Felsformationen bot in dieser Hinsicht vielfältige Motive. Die Künstler waren fasziniert von den hohen rötlichen, bisweilen bizarren Formationen der Tuffsteinfelsen, die sich gegen die vielfältigen Formen der üppigenVegetation zu behaupten versuchten – sie machten den Kontrast von Vegetation und schroffen, leuchtendemGestein zu ihremThema. Hummels in Cività Castellana entstandene Studie wird beherrscht von einem mächtigen Felsen, den er in leichter Diagonale ins Bild gesetzt hat, die dem Gemälde eine subtile Dynamik verleiht. Der Bewegungsimpuls des nach links abfallenden Felsen wird nicht nur von dem angrenzenden, durch eine tiefe Schlucht getrennten Felsen horizontal aufgefangen – die sich in den Felsen durch Wind und Wetter eingegrabenen Furchen betonen als Gegengewicht die Vertikale. So entsteht ein feines Geflecht verschiedener, auch gegenläufiger Bewegungen, die aber ganz verhalten anklingen, weil Hummel die Einzelformen zu einem Ganzen zusammenbindet, in demVegetation und Felsen zu einer Einheit verschmelzen. Die Carl Maria Nicolaus Hummel (1821 Weimar 1907) 14

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