Jakob Wilhelm Mechau
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16. Januar 1745 Geboren in Leipzig
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vor 1756 Künstlerische Ausbildung bei Benjamin Calau (1724-1785) und Adam Friedrich Oeser (1717-1799) in Leipzig
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um 1756-1763 Studium an der Königlich-Preussischen Akademie der Künste in Berlin | danach Rückkehr nach Leipzig
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1770er Radierungen nach Gemälden aus der Sammlung Gottfried Winckler (1731-1795) in Leipzig
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1773 Herausgabe einer Radierfolge mit 14 holländischen Landschaften
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1775 Mitglied der Leipziger Akademie
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1776 Reise nach Rom mit einem Stipendium des Sächschischen Kurfürsten | gemeinsame Reise mit dem Freund Heinrich Friedrich Füger (1751-1818) | in Rom Bekanntschaft mit Johann Christian Reinhart (1761-1847) und Johann Sebastian Bach d.J. (1748-1778).
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1780 Graf Camillo Marcolini ruft ihn nach Dresden zurück | Entwurf zahlreicher Buchillustrationen und kleiner Figurenszenen ähnlich Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801) | Landschaften mit idyllisch-empfindsamer Staffage
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1790 erneut in Rom | Arbeit an kleinen Grafikserien mit italienischen Ansichten
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1792-94 Arbeit an der Grafikserie Malerisch radirte Prospecte von Italien gemeinsam mit Johann Christian Reinhart und Albert Christoph Dies für den Verleger Johann Friedrich Frauenholz in Nürnberg
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1798 Rückkehr nach Dresden nach napoleonischer Besetzung Roms | tätig als Landschaftsmaler | schuf Ideallandschaften für die von Johann Gottfried Klinsky (1765-1828) entworfenen Denkmäler deutscher Dichter
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14. März 1808 Tod Jakob Wilhelm Mechau in Dresden
Ein sächsischer Künstler
Nur wenige Kunsthistoriker haben sich bislang mit dem Leben Jakob Wilhelm Mechaus beschäftigt, der für seine klassizistischen, von der Strömung der Romantik und Empfindsamkeit erfassten, Ansichten Italiens und Sachsens bekannt geworden ist. Neben entsprechenden Katalogeinträgen zu den Werken Mechaus, die sich in privaten sowie musealen Sammlungen in ganz Deutschland befinden, hat sich einzig Anke Fröhlich-Schauseil nähergehend mit der Biografie des Künstlers beschäftigt, deren Aufsatz zum 200. Jubiläum sowie Beitrag zum Allgemeinen Künstlerlexikon Kern dieser kurzen Lebensbeschreibung darstellen.
Jakob Wilhelm Mechau wurde als Sohn eines Leipziger Ratsbuchhalters am 16. Januar 1745 geboren und durfte, aus privilegierter Familie stammend, bald eine Ausbildung in den schönen Künsten bei den Malern Benjamin Calau (1724-1785) und Adam Friedrich Oeser (1717-1799) beginnen. Als 1756 der Siebenjährige Krieg in Sachsen tobte, und sich Mechaus Lehrer ins Ländliche zurückzogen, verfolgte der junge Künstler seine Studien in Berlin an der Königlich-Preussischen Akademie der Künste. Erst nach dem Krieg ab 1763 kehrte Mechau nach Leipzig zurück. An der neu gegründeten Kunstakademie arbeitete er - allerdings ohne eigenen Lehrauftrag - gemeinsam mit seinem ehemaligen Lehrer Oeser und trug zum künstlerischen Gesellschaftsleben bei.

Stets noch der künstlerischen Weiterentwicklung verpflichtet, studierte Mechau die Werke der alten und neuen Meister, die er in der Sammlung des Bankiers Gottfried Winckler (1731-1795) sehen durfte. Es entstanden zahlreiche Kopien in Form von Radierungen. 1773 arbeitete er etwa an einer großen zusammenhängenden Radierfolge nach dem deutschen Maler Christian Wilhelm Ernst Dietrich, genannt Dietricy (1712-1774) mit holländischen Landschaften. Noch vor der Reise nach Rom im Jahre 1776 war Mechau mit der Malerei von Historienbildern, Landschaften und Porträts sowie dem Entwurf von Literaturillustrationen beschäftigt, die er in Zusammenarbeit mit mehreren Leipziger Verlegern ersann. Diese Arbeit erinnert an die Tätigkeit des Künstlers Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801), der etwa zur selben Zeit mit seinen klassizistischen Figurenszenen Berühmtheit erlangt hat.
Jahre in Rom
Im Jahre 1776 erhielt Jakob Wilhelm Mechau durch die freundschaftliche Vermittlung des Direktors der Kunstakademie, Christian Ludwig von Hagedorn (1712-1780), ein Reisestipendium des Sächsischen Kurfürsten, das ihm ermöglichte gemeinsam mit dem Freund Heinrich Friedrich Füger (1751-1818) nach Rom zu reisen, wo er sich besonders der Landschaftsmalerei widmete. Nach von Hagedorns Tod wurde Mechau von dem neu ernannten Generaldirektor der Künste Graf Camillo Marcolini (1739-1814) aus Rom zurückberufen, ohne jedoch mit einer entsprechenden Anstellung an einer der Kunstakademien Sachsens betraut zu werden. Seit 1775 war er Mitglied der Leipziger Akademie, wurde aber nie als Lehrer der Künste angestellt. Zum Brotwererb beschäftigte er sich daher wieder mit der Illustrationsarbeit für Verlage und schuf in eigenständiger Arbeit Landschaftsgemälde. Erst 1790, nach dem Tod beider Eltern, zog es den Künstler zurück nach Rom. Wieder beschäftigte er sich mit der Schöpfung italienischer Ansichten, denen er gerade durch die eingehende Betrachtung antiker Ruinen sowie idyllische Staffagefiguren Leben einhauchte.
Ein großer Auftrag wurde dem Künstler zuteil, als er 1792 von dem Freund Johann Christian Reinhart und dem Nürnberger Verleger Johann Friedrich Frauenholz zu dem Projekt der Grafikserie der Mahlerisch radirten Prospecte von Italien berufen wurde.
Von den insgesamt 72 Blättern mit Landschaften und bislang wenig beachteten Sehenswürdigkeiten und Naturschauspielen in der Campagna Romana sollte Mechau, der im Vergleich zu den beiden anderen Künstlern immerhin etwas Erfahrung in der Kunst der Druckgrafik hatte, 24 Ansichten erstellen. Offenbar hatte Mechau die Kunst der Druckgrafik für sich entdeckt und schuf während seiner Zeit in Rom weitere radierte Serien und Aquatinta-Radierungen mit italienischen Motiven. Die Malerei ließ er jedoch nicht aus den Augen und schuf bis 1798 auch Landschaftsgemälde, die teils sogar literarische Themen aufgriffen und den Einfluss der Illustrationsarbeit des Künstlers offenkundig werden lassen.
Mit der Besatzung Roms durch Napoleonische Truppen verließ Jakob Wilhelm Mechau die ewige Stadt und kehrte in die sächsische Heimat zurück.
Zurück in Dresden fand der Künstler schnell wieder Aufnahme in die Kreise der dortigen Künstler und beschäftigte sich bis zu seinem Lebensabend mit der Landschaftsmalerei. Seine Inspiration zog er nun stärker aus der sächsischen Natur, die er teils mit bukolischen Figuren füllte oder durch biblische Szenen belebte. Wenn seine Werke aus Jugendjahren noch einem spätbarocken Landschaftsverständnis entsprachen, so wiesen sie nun, durch den Einfluss Claude Lorrains (1600-1682) und Jakob Philipp Hackerts (1737-1807) sowie die individuelle Lebenserfahrung Mechaus innovativ in Richtung des Spätklassizismus. Sein zeichnerisches Werk wurde darüber hinaus auch bei den jungen Vertretern der Romantik geschätzt und zum Vorbild genommen.
Am 14. März 1808 verstarb Jakob Wilhelm Mechau in Dresden im Alter von 63 Jahren.
Benedikt Ockenfels
Literaturempfehlungen
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H. W. Fichter Kunsthandel (Hrsg.): Spaziergänge in Italien (Gedruckte Kunst), Frankfurt am Main 1994
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Carlo F. Schmid: Naturansichten und Ideallandschaften. Die Landschaftsgraphik von Johann Christian Reinhart und seinem Umkreis, Berlin 1998
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Anke Fröhlich-Schauseil: "...er folgte seinem eigenen Genius...". Dem landschaftsmaler Jakob Wilhelm Mechau (1745-1808) zum 200. Todestag, in Dresdener Kunstblätter 1, 2008, S. 4-15