Karl Wolf

1901 wurde der Maler Karl Wolf in das noch junge Jahrhundert geboren, das noch nichts von den umwälzenden gesellschaftlichen, politischen und künstlerischen Umbrüchen ahnen konnte, die ihm bevorstanden. Aus eigenen Berichten fühlte sich Wolf aus frühester Kindheit dazu hingezogen, sich durch künstlerische Mittel auszudrücken.
Der Erste Weltkrieg verdunkelte die Jugend des gebürtigen Münchners. Nach dem Abitur nahm er auf Wunsch des Vaters das Studium der Land- und Forstwirtschaft in Weihenstephan auf, der Werdegang eines Künstlers wurde ihm zunächst nicht gestattet. Erst nach mehreren erfolglosen Jahren durfte er der eigenen Neigung nachgehen und sich 1926 an der Akademie der Bildenden in München einschreiben. Er besuchte die Klasse Franz von Stucks, jenes 'Malerfürsten', der charakteristisch für den deutschen Jugendstil und Symbolismus geworden ist. Nach nur zwei Jahren verstarb der Lehrer und die einschneidende Zäsur der Weltwirtschaftskrise bahnte sich an. Während im Oktober 1929 in New York die Börse einbrach, begann Karl Wolf mit einer regen Ausstellungstätigkeit. Bilder der heimischen Landschaft, genau beobachtete Naturstücke aber auch bereits von einem düsteren Hauch überzogene Karikaturen gehören zu seinem frühen Œuvre. Spürbar greift er den Geist der Stuckschen Kunst auf und spielt auch mit symbolistischen Bildthemen.
Während der drückenden Zeit des Nationalsozialismus über den Zweiten Weltkrieg beschäftigte er sich intensiv mit Tierstudien und Blumenstillleben. Auch Werke im Stil der Neuen Sachlichkeit entstanden, die gesellschaftliche Themen wie den stärker werdenen Individualverkehr oder das großstädtische Nachtleben aufgreifen. Nicht zuletzt die Karikatur, wenngleich oft mit satirischen, fast morbiden Themen, beschäftigte ihn.
Dem Kriegsdienst entging er und von politischer Verfolgung blieb er als geduldeter Künstler, dessen gelegentlich ausgestellte Werke keinerlei Grund des politischen Anstoßes geben, verschont. Inmitten der Kriegsjahre heiratete Karl Wolf 1943 Walburga und gründete mit ihr eine Familie. Sie wohnten gemeinsam bei den Eltern Walburgas in Obermenzing, etwas ausserhalb von München. Als 1944 auch dort die Bomben fielen, floh die Familie nach Trostberg nahe des Chiemsees. Auch hier malte Karl Wolf am liebsten die Landschaft und schuf Aquarelle der von Gewässer und Bergen geprägten Umgebung. Erst 1953 zog es den Maler wieder nach München. Im eigenen Elternhaus richtete er sein Atelier ein, in dem er bis zu seinem Tod aktiv malte. Natur, Blumen und Tiere blieben bis zuletzt sein bevorzugter Bildgegenstand. In den zarten Pastellzeichnungen und Aquarellen, manchmal mit Figuren und Tieren, klingt noch ein diffuser Ton an, dessen Ursprung sich auf die prägenden Eindrücke des Lehrers Stuck zurückführen lässt. Neben einigen Auftragsarbeiten, hauptsächlich in Freskentechnik und im eher privaten Bereich, malte er Kreuzwegstationen für die Kirchen in Selb/Plötzberg sowie St. Nikola in Landshut und einen Totentanz in der Landshuter Erlöserkirche. Bei Ausstellungen war Karl Wolf nicht mehr vertreten und überhaupt malte er einen Großteil seiner Arbeiten für die Weitergabe im engeren Bekanntenkreis. Mit dem ausklingenden 20. Jahrhundert starb Karl Wolf im Jahr 1993 und hinterließ ein vielschichtiges Lebenswerk, das in Landschaftsbildern, Tier- und Naturstudien, Karikaturen bis hin zu beinahe surrealistischen Bildwelten die Stationen seines Lebens widerspiegelt.