Ludwig Emil Grimm
Wie behauptet man sich als jüngster Bruder, wenn die älteren Geschwister schon zu Lebzeiten eine gewaltige öffentliche Anerkennung für ihre wissenschaftliche und literarische Arbeit errungen haben? Gar nicht so schlecht, wenn es um den Künstler Ludwig Emil Grimm geht. Vielleicht war es gerade der Werdegang zum Künstler, der ihm die Chance gab, aus dem Kielwasser der älteren Gebrüder herauszufahren. Laut Autobiographie schon in frühester Jugend von der Natur inspiriert und vom Zeichnen fasziniert, besuchte er nach der Schulzeit die Akademie in Kassel und erhielt privaten Zeichenunterricht. Mit kaum 18 Jahren illustrierte er im Auftrag Clemens Brentanos und Achim von Arnims einen Band von "Des Knaben Wunderhorn", noch bevor er in Heidelberg und München die künstlerische Ausbildung an den dortigen Akademien vertiefte. Die Bekanntschaft zu den bedeutenden Schriftstellern der Zeit - auch Goethe traf er später in Frankfurt - wurde ihm sicherlich nicht zuletzt durch den Ruhm der Brüder ermöglicht. Selbige finanzierten ihm sogar das Studium der Kunst in München. Der jüngere Bruder hinter den 'Gebrüdern Grimm' zu sein, erwies sich demnach als Vorteil, den Ludwig Emil durch das emsige Streben im Bereich des Zeichnens und Radierens und ein gegebenes Talent zur Naturbeobachtung zu nutzen wusste. Schließlich nahm er sogar direkten Anteil am Werke der Brüder, indem er die Kinder- und Hausmärchen illustrierte, und darüber hinaus auch für gezeichnete Szenen aus dem Privatleben der Grimms bekannt geworden ist. Er zählt heute zu den bedeutendsten Zeichnern der ersten Hälfte de 19. Jahrhunderts.