
Bildnis der Elisa Brock Tupper (?)
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Art.-Nr.: 12319
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- Technik: Bleistift auf Papier
- Zustand: Hervorragender Zustand. Keine Beschädigungen.
- Größe: 25,1 cm x 18,3 cm
- Epoche: Romantik
- Jahr: um 1840
Ähnlich wie Joseph Selleny war Johann Moritz Rugendas ein Weltreisender in Sachen Kunst. Über 19 Jahre bereiste er teilweise auf den Spuren Alexander von Humboldts Südamerika – eine erste Reise führte ihn von 1822 bis 1825 nach Brasilien und von 1831 bis 1846 bereiste er den gesamten Kontinent. Über Mexiko kam er nach Chile und Argentinien, danach nach Peru, Bolivien und über Uruguay zuletzt erneut nach Brasilien. Er verstand sich als Illustrator „des von Columbus neuentdeckten Weltheils […] und wollte der Welt zeigen, welche malerischen Schätze die Tropenwelt bietet“, wie er nach seiner Rückkehr nach Deutschland resümierend an Humboldt schrieb.
Im Juli 1834 war er von Acapulco nach Valparaiso in Chile gekommen, und von dort nach Santiago gegangen, wo er sich länger aufhalten musste als ursprünglich geplant. Finanzielle Engpässe und ein Reitunfall, bei dem Rugendas im argentinischen Grenzland am Kopf schwer verletzt wurde, zwangen ihn zu einem längeren Aufenthalt, der erst mit seiner Abreise nach Peru im November 1842 endete. In Santiago, wo Rugendas von Juli 1834 bis Oktober 1835 und von April 1836 bis November 1837 lebte, war er in der Gesellschaft schnell gut eingeführt, die ihn mit gelegentlichen Porträtaufträgen versorgte – u. a. hat er 1835 ein Reiterbildnis von Jorge Huneeus Lippmann zunächst gezeichnet und danach gemalt. Lippmann hatte zu Jahresbeginn Isidora Zegers Montenegro geheiratet; die gebürtige Madrilenin Isidora Zegers war 1823 mit ihrer Familie nach Chile gekommen. Dort machte die in Paris ausgebildete Musikerin ihr Haus zu einem kulturellen Mittelpunkt, in dem auch Rugendas verkehrte. 1836 fertigte er ein Bildnis ihres Bruders José an, und 1844 soll in ihrem Hause Rugendas‘ Begegnung mit dem französischen Kollegen Raymond Auguste Monvoisin stattgefunden haben.
Aus erster Ehe mit dem 1830 in der Schlacht von Lircay gefallenen Oberst Guillermo Vic Tupper hatte Isidora Zegers drei Kinder – die 1827 geborene Flora Luisa Tupper und die 1828 geborene Elisa Brock Tupper sowie den Sohn Fernando, die alle drei von Rugendas gezeichnet wurden. Auch unser zartes Bildnis soll einer (allerdings relativ modernen) Beschriftung auf dem ehemaligen Untersatz zufolge eine der beiden Schwestern – wahrscheinlich als Pendant zu ihrer Schwester – darstellen. In der Anlage an der Kühle der Bilder Jean-Auguste-Dominique Ingres orientiert, entspricht es im Sitzmotiv damaliger, biedermeierlicher Porträtkonvention: Rugendas hat den Oberkörper der Sitzenden nur flüchtig erfasst und seine zeichnerische Konzentration auf ihr Gesicht gelegt, in dem er zwischen naturalistischer Beobachtung und Stilisierung, zwischen malerischem und linearem Duktus wechselt. Mit großen Augen blickt sie auf die Welt, doch nimmt sie dabei keinen Kontakt zum Betrachter auf – ihr Blick geht nach rechts oben. Sollte die Identifikation zutreffen, dürfte es sich am ehesten um das Bildnis der jüngeren Elisa Brock Tupper handeln, doch ist sie hier bereits älter. Sollte das Bildnis erst anlässlich der vermuteten Begegnung mit Monvoisin 1844 im Haus der Isidora Zegers Montenegro entstanden sein? (Text: Peter Prange)