SPOTLIGHT

Angelika Kauffmann und Pierre Puget



Über Leben und Tod
Zwei Kunstwerke, die kaum unterschiedlicher sein könnten

 In unserer neuen „Spotlight“-Reihe beleuchten wir außergewöhnliche Werke in unserer Galerie. Diesmal zwei Werke, die unterschiedlicher kaum sein könnten und doch auf faszinierende Weise miteinander korrespondieren. Der Kunsthistoriker Peter Prange hat tiefgehende Recherchen zu Angelika Kauffmanns (1741 -1807) „Hebe tränkt den Adler“ und Pierre Pugets (1620 - 1694) „Johannesschüssel“ betrieben, die wir in zwei separaten Magazin-Ausgaben vorstellen.

Spotlight Ausgaben in Online Story 

Während Kauffmann in ihrem Meisterwerk einen zarten Moment der Mythologie einfängt, zeigt Puget die radikale Brutalität der biblischen Geschichte. So stehen Kauffmanns rosige Hebe und Pugets fahler Johannes im Spannungsfeld von Leben und Tod. Im Folgenden präsentieren wir die Werke und spannende Insides.


Angelika KAUFFMANN (1741 -1807)

Hebe tränkt den Adler

Öl auf Leinwand, 129,4 x 102,6 cm

Angelika Kauffmanns unvollendetes Gemälde „Hebe tränkt den Adler des Zeus“ ist ein eindrucksvolles Beispiel ihres Spätstils. In einer ruhigen, introspektiven Szene reicht die jugendliche Hebe dem Adler des Zeus eine Schale mit Nektar. Die sanfte Farbpalette und die weichen Konturen betonen die kontemplative Stimmung, während der Kontrast zwischen dem detailliert ausgeführten Vordergrund und dem skizzenhaften Hintergrund Kauffmanns künstlerischen Prozess erahnen lässt. Das Werk verzichtet auf dramatische Erzählung und konzentriert sich stattdessen auf die innere Bewegung und idealisierte Weiblichkeit der Figur.


Pierre PUGET (1620-1694)

Johannesschüssel

Öl auf Leinwand, ca. 1675, 46,5 x 71,0 cm

Pierre Pugets Gemälde „Johannesschüssel“ fängt die stille, fast meditative Stimmung nach einem dramatischen Ereignis ein. Der abgetrennte Kopf Johannes des Täufers liegt ruhig auf einem Zinnteller, kunstvoll auf einem antiken Sockel arrangiert. Die leblos wirkende Atmosphäre wird durch die fahlen Farben und das kontrastreiche Licht betont. Die blutige Signatur am Tellerrand verweist auf Pugets Nähe zu Caravaggio und verleiht dem Werk eine besondere Intensität. Diese intime Darstellung lässt auf ein Werk für private Andacht schließen und zeigt die tiefe Reflexion über Tod und Märtyrertum in Pugets Spätwerk.