
In den Hügeln über Olevano
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Art.-Nr.: 12324
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- Technik: Aquarell über Bleistift auf Papier
- Unten rechts signiert: "J.P. Wallot.". Unten rechts datiert: "1858. Juny". Unten rechts eigenhändig bezeichnet: "Olevano.".
- Zustand: Sehr guter Zustand. Farbfrisch und gut erhalten.
- Größe: 40,0 cm x 54,8 cm
- Epoche: Romantik
- Jahr: 1858
Im Jahr 1882 hatte Paul Wallot, 1841 in einer Familie hugenottischer Abstammung in Oppenheim am Rhein geboren, zusammen mit dem Münchner Architekten Friedrich von Thiersch den ersten Preis im Wettbewerb um das Reichstagsgebäude in Berlin gewonnen. Wie bekannt, gelangte Wallots Plan zur Ausführung; der neobarocke Bau ist als Sitz des deutschen Bundestages heute im allgemeinen Bewusstsein fest verankert. Wallots Name ist dagegen nur Eingeweihten der Architekturgeschichte bekannt, doch leistete er einen beachtlichen Beitrag zur Architektur des Historismus an seinen Wirkungsstätten Frankfurt, Berlin und Dresden.
Nach dem Studium der Architektur am Polytechnikum in Hannover, an der Bauakademie in Berlin und bei Hugo von Ritgen in Gießen hatte Wallot 1867/68 eine Studienreise nach Italien unternommen, das er 1872 abermals besuchte – diesmal hauptsächlich auf den Spuren von Palladio. Wenig ist über diese Reisen bekannt, auch deshalb, weil Wallots künstlerischer Nachlass, der zum größten Teil in der Kunstbibliothek in Berlin verwahrt wird, noch nicht erforscht ist. Die dort verwahrten Skizzenbücher könnten Auskunft geben über den Zeichner Wallot auch abseits seines besonderen Interesses an der Architektur der Renaissance. Auch hat sich Wallot wiederholt als Aquarellist betätigt, wie verschiedene Ansichten aus seiner Heimat Oppenheim zeigen, doch ist sonst wenig über seine malerischen Aktivitäten bekannt.
Auch aus diesem Grunde kommt den zwei hier vorgestellten Aquarellen des Künstlers besondere Bedeutung zu, da sie nicht nur Wallots besondere Begabung als Aquarellmaler vorführen, sondern auch eine bisher unbekannte Italienreise dokumentieren. Eines der Blätter ist im Juni 1858 in Olevano entstanden, zu einem Zeitpunkt, als Wallot nach der Schule zur weiteren Ausbildung die Höhere Gewerbeschule in Darmstadt besuchte.
Die beiden von intensiver Buntfarbigkeit geprägten Blätter stehen noch in spätromantischer Tradition, was besonders auf die Ansicht von Olevano zutrifft, jenen Sehnsuchtsort östlich von Rom, der seit 1800 im Zentrum der künstlerischen Aktivitäten deutscher Künstler stand und das ganze 19. Jahrhundert über nichts von seiner Anziehungskraft verloren hatte. Wallot zeigt eine kleine Baumgruppe in der Nähe von Olevano, das hinter den Bäumen rechts mit dem markanten mittelalterlichen Turm erscheint. Es ist eine ländliche Idylle, auf der eine Wasserträgerin mit dem für den Landstrich charakteristischen Gefäß, der Conca, auf dem Kopf zusammen mit einem Maultier durch ein Gehölz auf dem Weg zurück ins Dorf ist. Wie nicht selten in der Zeit nach 1850, beginnt sich die Farbigkeit vom Naturvorbild zu lösen – man vermeint von Ferne noch Anklänge an die abstrahierende Farbigkeit des berühmten Darmstädter Romantikers August Lucas zu spüren. Auch der Blick in einen Innenhof (Siehe Kat. Nr. 14) – möglicherweise ebenfalls in Olevano – auf dem anderen Blatt steht in dieser Tradition romantisierender Idyllen und bedient sich ihrer Motive – eine Frau liest in einer weinumrankten Laube, während unter ihr ein Hirte sein Glas grüßend zu einer Frau erhebt, die Wäsche ausschlägt.
Es sind typische Volksszenen, wie sie der romantische Blick auf Italien zuhauf hervorgebracht hatte, doch mag man vor allem in dem Blick in den Innenhof, in dem Wallot mit besonderem malerischen Interesse den verschachtelten Häusergruppen nachgeht, den künftigen Architekten bereits erahnen. Wallot hat sich die Kunst des Aquarells offensichtlich zeitlebens bewahrt – noch später hat er neben seinen Architekturentwürfen verschiedentlich südliche Landschaften aquarelliert. (Text: Peter Prange)