
Palme im Palmengarten
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Art.-Nr.: RoEsc/Z 2
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Über Rolf Eschers Serie der Frankfurter Fundstücke Kann man sich als Zeichner gegen Ende... mehr
Palme im Palmengarten
- Technik: Bleistift auf Papier
- unten links bezeichnet und datiert: "Palmengarten 16.5.90" un unten rechts signiert: "Rolf Escher"
- Zustand: Sehr guter Originalzustand.
- Serie: Frankfurter Fundstücke
- Größe: 31,7 x 23,8 cm
- Epoche: Moderne
- Jahr: 1990
Über Rolf Eschers Serie der Frankfurter Fundstücke
Kann man sich als Zeichner gegen Ende unseres Jahrhunderts einer deutschen Metropole wie Frankfurt am Main mit derselben Unbefangenheit nähern wie einer alten italienischen Stadt - nehmen wir als Beispiel Bologna? Vor Jahren haben mich nämlich die Erinnerungsräume der oberitalienischen Städte in ihren Bann gezogen. Ich habe versucht, im Medium der Zeichnung etwas von dieser Faszination zu vermitteln und diese Arbeitsfolge Schauplätze" genannt, um auf das Wirklichkeitstheater anzuspielen, das uns immer noch in den alten italienischen Stadtkernen in seinen Bann zieht.Aber die große Stadt am Main mit ihren Beschädigungen, ihren Kontrasten und einem nicht enden wollenden Boom, der sich in den weithin sichtbaren gewaltigen Baukränen zu erkennen gibt? Kann ich als Zeichner hier Motive entdecken, die meine Phantasie herausfordern, kann ich hier überhaupt die Ruhe zur Konzentration finden, um im Medium der Zeichnung Dinge zum Sprechen zu bringen, ohne auf die Illustration sattsam bekannter Sehenswürdigkeiten auszuweichen?
Ich muss gestehen: manchesmal war ich, auf einem Hocker am Rande einer vielbefahrenen Straße, umtost vom Verkehr sitzend, mir der Absurdität meines Unterfangens bewusst. Und doch: Je mehr ich mich im Verlaufe dieser fast zwei Jahre in immer neuen Ansätzen auf diese Stadt einließ, umso vielschichtiger, auch geheimnisvoller wurde sie mir. Es wurde mir immer mehr bewusst, wieviel von seiner Geschichte auch das moderne Frankfurt bewahrt hat.
Im Unterschied zu den oben zitierten italienischen Städten ist in dieser Stadt die Historie allerdings nur noch in Fragmenten greifbar, die manchmal nur nach einigem Recherchieren aufzufinden sind. Aber es liegt für mich ein großer Reiz darin, im Detail Vergangenheit herbeizuzitieren, dabei die Phantasie herauszufordern und im Einzelding die Spur des Menschen sichtbar zu machen. Auch meine ich, dass dafür die Sprachmittel der Zeichnung immer noch besonders geeignet sind.
Ich nenne meine Frankfurter Folge Fundstücke", um das Fragmentarische, das subjektiv Gebrochene dieser Sammlung zu betonen. Dabei ist mir bewusst, dass der Kenner der Stadt vieles vermissen wird, was ihm in diesem Zusammenhange wichtig wäre. Aber möglicherweise wird er doch etwas von der Neugierde spüren, mit der ich durch die Stadt und ihre Sammlungen gewandert bin. Vielleicht wird sich die Freude mitteilen, z. B. über den Fund eines alten Geldbeutels, den ich im April '91 in einer Ausstellung über die Frankfurter Messe sah, oder über das Uhrtürmchen, das ich auf einem Spaziergang zum Zoo am 22. 5. 1990 als kleine Überraschung entdeckte. Ich hoffe auch, dass das in Szene gesetzte Schopenhauer-Sofa, beobachtet im Schopenhauer-Archiv, an diesen Philosophen zu erinnern vermag, der in meiner Vorstellung mit dem Frankfurt des 19. Jahrhunderts, auch im Kontrast zur Vitalität der Handelsstadt, so eng verbunden ist. Wie ich überhaupt festgestellt habe, dass das Frankfurt des 19. Jahrhunderts immer noch an vielen Stellen präsent ist und das Gesicht der Stadt - zwischen ihren Verwaltungshochhäusern - prägt.
Schließlich noch eine Anmerkung zu dem alten Reisekoffer mit dem Aufkleber Frankfurter Hof" aus den 30er Jahren: Diesen Fund machte ich in meinem eigenen Keller in Essen, und ich habe ihn in das Skizzenbuch hineingezeichnet, auch als Aufforderung an den Betrachter, mit seiner eigenen Phantasie die Reise in Erinnerungsräume anzutreten. (Rolf Escher, aus: Frankfurter Fundstücke. Skizzenbuch 1990-1991, Frankfurt am Main 1991, Umschlag).
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