Zeichnung

Selbstbildnis als Narr

Christian Friedrich Gonne

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Art.-Nr.: 18303

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Als Friedrich Preller der Jüngere 1857 aus dem beschaulichen Weimar zur weiteren Ausbildung nach... mehr
Selbstbildnis als Narr
  • Technik: Kohle auf Papier, aufgezogen auf Papier
  • Oben mittig auf der Unterlage bezeichnet: "Gonne.".
  • Zustand: Guter Zustand. Zwei geglättete Knicke in der oberen Hälfte, minimal berieben und schwach gebräunt, unten rechts einige Quetschfalten.
  • Größe: 33,7 cm x 27,5 cm
  • Epoche: Romantik
  • Jahr: um 1850

Als Friedrich Preller der Jüngere 1857 aus dem beschaulichen Weimar zur weiteren Ausbildung nach Dresden kam, fand er dort „ein schönes, frisches Leben“  innerhalb der Künstlerschaft vor, das er in vollen Zügen genoss. Er traf sich täglich mit jungen Malerkollegen im Café Luise in der Schlossgasse zum Mittagessen, und „dort fand sich auch der damals sehr bekannte Genremaler Gonne ein. […] Er war wenigstens zwanzig Jahre älter als wir, aber von erstaunlicher Frische und Munterkeit.“  Von dieser „Frische und Munterkeit“ Christian Friedrich Gonnes, die Preller so beeindruckt hat, zeugt auch sein Selbstbildnis als Narr, das ihn im Narrenkostüm mit Eselsohren zeigt. Schnurrbart und Augenbrauen kunstvoll nach oben gezwirbelt, schaut der Künstler den Betrachter im eng anliegenden Narrenkostüm frontal an, tritt ihm schelmenhaft entgegen und nimmt ihn mit in seine Narretei. Mit schwarzer Kreide hat Gonne das Gesicht aus dem an mehreren Stellen durchscheinenden Papiergrund herausgearbeitet und dabei nur ganz zart an den Augen und am Nasenflügel Höhungen mit Weiß aufgetragen, die das Gesicht zusätzlich beleben.
Das ausdrucksstarke Bildnis spricht uns mit seiner Spontaneität direkt an; es ist ein Bildnis, dass über seine eigene Zeit hinausweist – es wäre in seiner präzisen Zeichenweise und aufgeweckten Auffassung auch in der Neuen Sachlichkeit vorstellbar, als die Darstellung des Narren in der Kunst eine besondere Rolle spielte. Der Narr hatte seit jeher seinen besonderen Platz in Kunst und Literatur, aber auch in Theater und Festkultur; er diente der Belustigung des Publikums, etwa dem höfischen Amüsement, doch verkörperte er auch Freiheit und Eigenwilligkeit, denn er eröffnete einen unangepassten Blick auf die Dinge und weckte Sehnsüchte auf ein Dasein abseits der Konventionen. Er hielt dem Betrachter den Spiegel vor, entlarvte ihn oftmals als törichten Schwätzer und regte zur Reflexion über das Dasein an.
Heutzutage kennt man den Narr nur noch als populäre Figur des Karnevals, und auch für Gonne mag dies der Anlass gewesen sein, ein Narrenkostüm anzulegen. Ein Faschings-Selfie? – sicher auch, doch gleichzeitig mag man in so einer Inszenierung auch eine Äußerung über seine Stellung als Künstler erkennen. Gonne, der offiziell zumeist als Porträtist und Maler von gut beobachteten, doch auch braven Genrebildern und religiösen Szenen hervorgetreten war, liebte offensichtlich abseits der offiziellen, den Zeitgeschmack bedienenden Malerei, solche Rollenspiele: Neben dem Selbstbildnis als Narr existierten mindestens noch drei weitere Selbstbildnisse als Bajazzo, jener legendären Clownsfigur aus Italien, die auch in Deutschland eine Heimat gefunden hatte.  Besonders sein 1854 entstandenes Selbstbildnis in Dresden gleicht unserem Blatt nicht nur in der theatralischen Inszenierung des Selbst, sondern auch in der beeindruckenden zeichnerischen Qualität und der Verwendung der schwarzen Kreide. Es ist wahrscheinlich, dass etwa zur gleichen Zeit auch unser Selbstbildnis entstanden ist, in dem der Künstler einen privaten Blick auf sich gewährt. (Text: Peter Prange)

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