
Verlobungsbild der Familie Sickel
Hans Veit Schnorr von Carolsfeld
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Art.-Nr.: 21930
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- Technik: Aquarell und Silberstift auf Karton
- Verso auf der Unterlage bezeichnet: "Schnorr von Carolsfeld. fe. / das Bild [..?] zur silbernen Hochzeit [..?] Eltern Sickl dar u. ist [..?] schnorr v. Carolsfeld gez [..?] 1824". Verso weitere Beschriftungen: "Auguste Möhring [..?] (Pflegetochter von
- Zustand: Sehr guter Zustand. Nur sehr schwach (vor allem an den Rändern) gebräunt, am Rand unten rechts minimal berieben, einige dünne Kratzer rechts mittig, oben rechts und unten links, links oben und rechts unten minimal befleckt.
- Größe: 27,1 cm x 34,1 cm
- Epoche: Romantik
- Jahr: 1824
Es ist eine besonders feierliche Szene, die sich auf dem Blatt zuträgt: Auf einer mit weißen Festons behangenen Bühne haben sich fünf jugendliche, nach neuester Mode ‚à la grecque‘ gekleidete Personen zu einer festlichen Zeremonie zusammengefunden, in deren Mittelpunkt ein einander zugewandtes, junges Paar steht. Sie knien beide vor einem antikischen Rundaltar, sie hat ihre Hand in seine Rechte gelegt, während er seine Linke beglaubigend an die Brust führt. Der junge Mann wird von einer jungen Frau bekränzt, die in ihrer Linken einen von Efeu umrankten Stab als Sinnbild für Liebe und Treue hält; die kniende Frau wiederum wird von einem eine Fackel haltenden Jüngling bekränzt. Links neben ihm steht ein kleiner Junge mit Pfeil und Bogen, angetan mit Flügeln, die ihn als Amorknaben kenntlich machen – als jenen Amorknaben, der genauso wie die beiden Bekränzenden die Liebesverbindung zwischen den beiden Knienden bezeugt. Bei der in zarten Cremefarben gehaltenen, von blauer und roter Aquarellierung akzentuierten Szene handelt es sich um eine Verlobungszeremonie, doch wer sind die Verlobten, die für den Bund der Ehe bereit sind? Auskunft über die Dargestellten gibt der historische Rückkarton des Blattes, auf der ein Vorbesitzer die Namen der Beteiligten notiert hat: Es handelt sich um die Kinder von Johann Conrad und Anna Christina Sickel in Leipzig; Johann Conrad Sickel war dort als Jurist tätig und bekleidete zwischen 1823 und 1829 viermal das Amt des Bürgermeisters. Die Eheleute Sickel hatten drei leibliche Kinder – Conrad, Robert und Karl – und als Pflegetochter Auguste Möhring in die Familie aufgenommen. Sie bekränzt rechts den Verlobten Robert, später als Anwalt und Notar in Leipzig ansässig, während die Verlobte von Conrad, dem ältesten, 1802 geborenen Sohn bekränzt wird. Er ging später als Jurist an das Appellationsgericht in Dresden. Links neben ihm steht Karl, der jüngste, 1809 geborene Sohn, der später als Arzt in Leipzig tätig war. Ausgerechnet über die Identität der Verlobten gibt die Rückseite allerdings keine Auskunft – sie wird dort nur neutral als „Freundin des Sickelschen Hauses (unbekannt)“ bezeichnet. Dieser Umstand überrascht bei der Ausführlichkeit der anderen Angaben und lässt Raum für Spekulationen – kam es nicht zur Heirat und wurde die Verlobung aufgelöst, weshalb man die Verlobte später nur noch als Freundin des Hauses kannte? Wir wissen es nicht. Der Beschriftung auf der Rückseite zufolge entstand das Blatt 1824 aus Anlass der silbernen Hochzeit der Eltern Sickel, gezeichnet von Schnorr von Carolsfeld, bei dem es sich nur um den in Leipzig ansässigen Hans Veit Schnorr von Carolsfeld handeln kann, der damals das Amt des Akademiedirektors bekleidete. Der Schüler Adam Friedrich Oesers hatte sich 1790 endgültig in Leipzig niedergelassen und fand in Vorlagen für Buchillustrationen und Miniaturmalereien ein reiches Betätigungsfeld. An diese Tradition der frühen Miniaturmalerei, die Schnorr während eines Aufenthalts in Wien 1801/02 unter dem Einfluss Johann Heinrich Fügers vervollkommnete, knüpft in seiner feinen, miniaturhaften Ausführung das Verlobungsbild der Familie Sickel an, das ein bedeutendes Zeugnis einer antikisch gesinnten bürgerlichen Kultur im Leipzig des ersten Jahrhundertviertels vorstellt. (Text: Peter Prange)