
Bildnis des Kupferstechers Paul Weber
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Art.-Nr.: 12474
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- Technik: Weiß gehöhter Bleistift und Pinselzeichnung auf Papier
- Unten links signiert: "A. Burger". Unten links datiert: "1848.". Verso von fremder Hand bezeichnet: "der Kupferstecher Weber".
- Zustand: Guter Zustand. Das Blatt ist altersbedingt etwas gebräunt und ganzseitig blass fleckig. Kleiner Einstich unten mittig. Rückseitig zwei kleine ausgedünnte Papierbereiche.
- Werksverzeichnis: F. A. C. Prestel: Versteigerungskatalog, 27. Juni 1905; Frankfurt am Main 1905; S. 10; Kat. Nr. 26.
- Größe: 20,5 cm x 18,0 cm
- Epoche: Realismus
- Jahr: 1848
Anton Burger, um die Jahrhundertmitte und danach Chronist Frankfurter Lebens, war nach einer Ausbildung an der Städelschule in Frankfurt am Main 1846 auf Anraten Philipp Veits zum weiteren Studium nach München gegangen. Dort fand er schnell Anschluss zu einer Gruppe aus Frankfurter und Darmstädter Studenten, zu denen auch Paul Weber (1823–1916) gehörte. Beide Künstler kannten sich wahrscheinlich bereits aus Frankfurt, wo sie bei Jakob Becker studiert hatten; in München bewohnten sie gemeinsam mit anderen – eine frühe, damals gar nicht unübliche Form der WG - eine Erdgeschoßwohnung in der neu entstandenen Ludwigstraße und führten eine gemeinsame, meist leere Kasse, was die Maler aber nicht daran hinderte, ausgiebig am geselligen Leben in München teilzunehmen. Sie führten das Leben von Bohemiens und malten meist erst dann, wenn ihre Schulden abbezahlt werden mussten.
Während es Weber zudem in die Ferne zog – er begleitete den Prinzregenten Luitpold von Bayern von 1846 bis 1847 auf einer Reise ins östliche Mittelmeer, die ihn bis nach Konstantinopel, Kleinasien, Griechenland und Sizilien führte – begnügte sich Burger mit Ausflügen in die nähere Umgebung Münchens zum Studium der Voralpenlandschaft. Neben die Landschaft trat das besondere Interesse an Innenraumdarstellungen, in denen er die Tradition der holländischen Interieurs des 17. Jahrhunderts wieder aufgriff. Seine ‚geliebten Holländer‘ besuchte er in der Alten Pinakothek und seine eigenen Versuche erzählen davon, wie er Räumen mit den Mitteln des Lichts und des Hell-Dunkels Stimmung und Atmosphäre verleiht. Dazu eignete sich auch die beengte Wohnung in der Ludwigstraße: Anna Spier, die sich als erste dem Leben Burgers widmete, berichtet von einer Zeichnung Burgers, die ihn bei der Nachtwache am Bett eines kranken Freundes zeigt. Aus diesem privaten Umfeld entstammt auch das 1848 noch in München entstandene Bildnis Paul Webers, das den Studienfreund beim Zeichnen zeigt. Weber, bekleidet mit Rock und Pfeife rauchend, sitzt auf einem Lehnstuhl vor dem Fenster und hat den Blick konzentriert auf das Zeichenpapier und seine Hand mit dem Stift gerichtet, die die Gedanken sichtbar werden lässt. Der Raum ist eng und bietet kaum Möglichkeiten zur Entfaltung; das untere Ende der Zeichenunterlage liegt auf seinem Schoß, während sie oben auf hintereinander gestapelten Rahmen aufliegt. Das Fenster ist rechts mit einem weißen Tuch verhangen, um das einfallende Licht zu mindern, während links eine Palette im Fenster lehnt – nur oben gewährt es den Blick auf die angedeutete Dachlandschaft der umgebenden Häuser. Es ist ein karges Arrangement, das Burger mit weichem Bleistift erfasst hat; er hat ihn in seinen Schraffuren sehr malerisch eingesetzt, einzig die Gestalt des zeichnenden Freundes arbeitet er konturierend und mit sperrigen, teilweise gegeneinandergesetzten Strichlagen heraus. Die nur skizzenhaft verkürzte, fast flüchtig angegebene Raumsituation verleiht seiner Gestalt momentane Präsenz und Ernsthaftigkeit. „Oft nur im Vorübergehen wußte er die Menschen mit seltener Lebendigkeit zu erfassen“, schreibt Johann Friedrich Hoff im Vorwort zum Katalog seines Nachlasses, der 1907 in der Kunsthandlung Prestel in Frankfurt versteigert wurde. Zusätzliche Intensität gewinnt seine einfühlsame Darstellung durch den warmen Ton des braunen Papiers, dessen Grund immer wieder durchscheint und damit zum wesentlichen Stimmungsträger wird. Das flächig aufgetragene Weiß wirkt dabei akzentuierend und hebt den Zeichner hervor.
Burger hatte sich selbst in nahezu übereinstimmender Weise, allerdings etwas weniger nahsichtig, im Jahr zuvor an gleicher Stelle zeichnend dargestellt. Es ist gut möglich, dass Burger seinem Freund das Bildnis zum Abschied widmete, denn beider Aufenthalt in München blieb Episode. Die revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 zwangen beide, ihren Aufenthalt abzubrechen –
Anton Burger ging zurück nach Frankfurt, wo er das Frankfurter Leben schilderte und die Kronberger Malerkolonie gründete, während Paul Weber nach einem mehrjährigen Aufenthalt in den USA nach Darmstadt zurückkehrte und sich 1872 endgültig wieder in München niederließ. (Text: Peter Prange)