Zeichnung

Bildnis eines jungen Mannes

Wilhelm von Kobell

6.800,00 € *

inkl. Mwst. & inkl. Versandkosten
Art.-Nr.: 11730

Sofort versandfertig, Lieferzeit 1-3 Werktage***

Merken
Mit großen, wachen Augen schaut uns der junge Mann an, er nimmt selbstbewusst Kontakt zum... mehr
Bildnis eines jungen Mannes
  • Technik: Kreide und Rötel auf Papier
  • Unten links nummeriert: "N. 138.".
  • Zustand: Guter Zustand. Schwach fleckig, schwach gebräunt und staubfleckig.
  • Provenienz: Günther Franke (1900 München - 1976 ) Privatsammlung DeutschlandThomas Le Claire Kunsthandel, HamburgPrivatsammlung Rheinland
  • Werksverzeichnis: Wichmann, Siegfried: Wilhelm von Kobell. Monographie und kritisches Verzeichnis der Werke; München 1970; S. 245. Werkverzeichnis Nr.: 424.
    Graphisches Kabinett Günter Franke: Bild und Studie im frühen 19. Jahrhundert; München 1937; Kat. Nr. 16.
  • Größe: 33,5 cm x 21,5 cm, Rahmen: 47,5 cm x 37,5 cm
  • Epoche: Klassizismus
  • Jahr: um 1798

Mit großen, wachen Augen schaut uns der junge Mann an, er nimmt selbstbewusst Kontakt zum Betrachter auf. Das rundliche Gesicht, umwallt vom gescheitelten Haar, mit der großen Nase und dem kleinen Mund trägt markante Züge, die durch die schwarzen Augenbrauen noch einmal hervorgehoben werden. Neben die prägnante Mimik tritt der leichte Rotton der Pastellkreide, der zart auf den Wangen und den Lippen liegt und dem Gesicht jugendliche Frische gibt. Dieses Wechselspiel zwischen markanten Gesichtsformen und zarter Farbigkeit macht den großen Reiz des Bildnisses aus, vom dem wir uns heute noch angezogen fühlen.
Der junge Mann steht zwar Modell, doch vermeidet Wilhelm von Kobell, der große Schilderer Münchner Lebens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, alle Steifheit, zu der das damalige Porträt fähig war – die Situation soll eher zufällig wirken; ein Eindruck, der durch die eher flüchtige, noch nicht ganz klar umrissene Wiedergabe seines Mantels noch verstärkt wird. Der Gegensatz zwischen zeichnerischer Konzentration auf das Gesicht und der nur andeutungsweisen Wiedergabe des Mantels, die Gleichzeitigkeit von Vollendetem und Unvollendetem, die in der Landschaftskunst der Zeit ihre Parallele hat, gibt der Darstellung jene Spannung und unmittelbare Lebensnähe, die noch heute beeindruckt.
Dass der junge Mann trotz aller Unmittelbarkeit aber Modell steht, macht seine Haltung deutlich: Den Kopf leicht aus der Körperachse gedreht, die Linke in die Hüfte gestemmt, liegt seine Rechte in der Jacke – eine Geste, die durch Napoleon berühmt wurde, doch bereits vorher beliebt war, um dem Dargestellten Würde und Autorität zu verleihen: „Würde, Macht, höhere Geisteskraft, höheres Verdienst jeder Art; so mißt der Mensch sein Verhältniß gegen andere, denen diese Vorzüge fehlen“, heißt es in den Ideen zu einer Mimik, der eine entsprechende Illustration von Johann Wilhelm Meil beigefügt ist. 
Würde strahlt der junge Mann aus, doch wer ist er – handelt es sich um eine höhergestellte Person? Wir wissen es nicht, denn die Person gibt keinen Hinweis auf ihre Identität und auch auf dem Blatt fehlt eine entsprechende Beschriftung, die Auskunft geben könnte. Das Bildnis reiht sich jedoch in jene Folge spontaner, nach der Natur aufgenommene Skizzen ein, in denen Kobell in den 1790er Jahren ihm nahestehende Personen aufgenommen hat. Diese sogenannten ‚Familienbildnisse‘, die zumeist Mitte dieses letzten Jahrzehnts des 18. Jahrhunderts entstanden sind, zeigen neben Freunden und entfernten Verwandten vor allem die im gemeinsamen Haushalt lebenden Eltern und Kobells Geschwister. Auch unser Bildnis, das Siegfried Wichmann nicht zwingend „um 1798“ datiert hat, dürfte in diesen Kontext der Familienzeichnungen gehören – so hat Kobell vor 1796 seinen Freund, den aus Mannheim stammenden Musiker Karl Cannabich, in einer ähnlichen Pose dargestellt.   (Text: Peter Prange)

download-pdfVollständigen Katalogtext als pdf herunterladen

Haben Sie weitere Fragen?

Zuletzt angesehen