Produktinformationen "Landschaft mit Maler"
„Eichen- und Buchenwälder, von klaren Flüssen und Bächen durchschnitten, Dörfer und Weiler mit Mühlen und Brücken, Waldwege mit durchgehauenen Aussichten in die Ferne und andere Gegenstände von dieser Art zogen ihn besonders an“
heißt es 1829 über den zwei Jahre zuvor verstorbenen Maler Johann Caspar Huber aus Zürich. Die Beschreibung von Motiven wie Eichen- und Buchenwäldern, von Bächen, Mühlen, Brücken und Aussichten in die Ferne verweist auf die holländische Landschaftsmalerei, mit deren Repertoire Huber tatsächlich aus eigener Anschauung vertraut war, nachdem er von 1782 bis 1784 zwei Jahre in Amsterdam verbracht hatte. Damals allerdings – nach einer Lehre bei dem führenden Zürcher Landschaftsmaler Johann Heinrich Wüst in den frühen 1770er Jahren und einem anschließenden Aufenthalt in der „Geschwindmalerschule“ der Tapeten- und Gemäldefabrik des Johann Andreas Benjamin Nothnagels in Frankfurt am Main – war er zunächst mit holländischen Küstenlandschaften und Marinen hervorgetreten, die er sich bereits zuvor in Düsseldorf durch das Studium der dortigen Gemäldegalerie in einer Kunstfertigkeit angeeignet hatte, die ihm zahlreiche Aufträge einbrachte. Seit 1784 wieder in Düsseldorf tätig und ansässig, zwangen ihn die ausbrechenden Revolutionswirren 1789 zur Rückkehr nach Zürich, wo er „sich lieber an die mittlern und untern Regionen [hielt], indem sein Geist für das Kühne und Wilde nicht geeignet war.“
Auch unser Gemälde zeigt eine bewegte Landschaft aus einer dieser „untern Regionen“ – es soll eine Gegend in der Nähe von Langnau im Emmental bei Bern darstellen. Das Bild erhält seine innere Spannung durch den Kontrast von dunklerem Vordergrund und dem Ausblick in den helleren, lichten Mittelgrund, wo sich ein wilder Bach durchs Bild schlängelt, mit Stauwehr und einer steinernen Brücke, über die ein Hirte seine Viehherde treibt. Von Baumgruppen gerahmt, deren fein gemaltes Blattwerk genauso wie der bewegte Himmel und die „heitere, zarte“ Farbigkeit Hubers holländische Schulung belegen, entwirft er ein lebendiges Bild voller mannigfaltiger und abwechslungsreicher Landschaftselemente, denen die gründliche Beobachtung der Natur zugrunde liegen – besonders eindrucksvoll ist die herausleuchtende Abbruchkante der Uferböschung gestaltet, die Huber mit großer Sensibilität für die unterschiedlichen Stofflichkeiten und Farben schildert.
Um diesen Anspruch, nach der Natur zu malen, gleichsam die Wahrheit der Natur abzubilden, zu verdeutlichen, hat sich unten im Vordergrund im Schatten eines Baumes neben einem abgestorbenen Stamm ein Zeichner gewissermaßen als Alter Ego des Malers mit seinem Zeichenblock niedergelassen, um die wilde Natur zu zeichnen – ein hinter ihm stehender Wanderer beobachtet ihn dabei. Der Zeichner dokumentiert so sein Sehen, dass eine neue, wesentlich durch die Aufklärung beförderte Sicht auf die Natur offenbart – sie steht für die Entdeckung der heimischen Landschaft am Ende des 18. Jahrhunderts, wie sie etwa in Dresden Adrian Zingg betrieben hat, der mit seinen Schülern regelmäßige Ausflüge in die Sächsische Schweiz unternahm, um dort in der Natur zu zeichnen. Dennoch finden sich bei aller Naturbeobachtung noch Überbleibsel der früheren Landschaftsmalerei– mit den rahmenden, einfassenden Bäumen im Vordergrund und dem Kontrast zwischen Hell und Dunkel zitiert Huber charakteristische Elemente einer komponierten Landschaft, in der einzelne Bildelemente zu einem stimmungsvollen Zusammenspiel arrangiert werden. So war denn auch die Harmonie des Ganzen, die „zarte Übereinstimmung aller Töne, die Vermeidung alles Schroffen in den Formen und alles Grellen in der Farbe und Beleuchtung […] Hauptmerkmal seiner Produktionen.“