Daniel Hoffmann

Fotografie und Zeichnung

Laufzeit: 17. Mai - 27 Juni 2019

I
n seinem Werk erzählt uns der Caspar-David-Friedrich-Preisträger Daniel Hoffmann (*1978) von Zufälligkeiten und der Leidenschaft für das Wesen eines Materials.

Ich ging im Walde so für mich hin, und nichts zu suchen, das war mein Sinn.“ – Gefunden, J. W. v. Goethe

So frei, sich dem Zufall überlassend, Goethes Spaziergänger durch die Wälder wandelt, so offen und unbefangen blickt auch Daniel Hoffmann in die Landschaft. Auf seinen Wegen begegnen ihm dabei romantische Motive, die uns seit Caspar David Friedrich bereits vertraut sind: Waldschneisen, Fensterausblicke, Spinnweben, sanft gewellte Gebirgs- oder weiß verhangene Seenlandschaften. Die gewählten Ausschnitte sind von rhythmischen Strukturen bestimmt. Fensterrahmen, die das festgehaltene Bild in Quadrate rastern oder Landschaften, deren Ebenen sich flächig und in tonalen Abstufungen übereinanderlegen. Doch Hoffmann interessiert nicht das vollkommene Muster, ihn reizt das Natürliche, das sich erst durch den Bruch in der Struktur offenbart. In der Serie Waldesinneres führt er uns die Brechung als natürliche Ordnung anschaulich vor. Das Waldstück Waldesinneres I zeigt gerade, hochgewachsene Tannen, die in ihrer Anordnung eine vertikale in die Höhe strebende Bewegung evozieren. Eine Tanne jedoch ist aus der Bahn dieses vertikalen Stroms geraten. Entwurzelt – vielleicht durch einen Sturm oder Unwetter – ist sie zur Seite gekippt und wird von den Baumwipfeln der anderen Tannen gehalten. Als Diagonale widersetzt sich dieser Baum nun dem senkrechten Linienfluss und schafft die natürliche Brechung einer Struktur. Strukturen und Brüche finden wir auch in Hoffmanns Zeichnungen. Bei genauer Betrachtung sehen wir Netze aus feingezogenen Linien. Sie erinnern an die Strukturen von Textilien. Wir nehmen präzise Linienbündel war, die in senkrechter Richtung das Papier durchlaufen, oder erkennen eine bestimmte Falttechnik, die das Blatt gitterartig unterteilt. Wie in der Fotografie der Baum den Richtungsfluss des Waldes durchbricht, treten auch hier Linien und Farbflächen auf, die die vermeintlichen Grundstrukturen unterbrechen oder überlagern. Als ein besonders anschauliches Beispiel des natürlichen Bruchs sei hier die Zeichnung 170806 genannt: Vereinzelte schwarze Linien sind aus dem parallel gesetzten Linienmuster entgleist und in verschiedene Richtungen auseinandergedriftet. Vor dem Hintergrund der blau fließenden Parallelen setzen sie sich wunderbar in Szene. Sie treten mit entschiedener Präsenz auf, bewegen sich dynamisch über das Linienfeld und scheinen im nächsten Moment das Blatt bereits verlassen zu haben. Wir können festhalten, dass uns Hoffmann sowohl anhand der ausdruckstarken Fotografien als auch der subtilen Zeichnungen auf den Bruch in der Struktur und damit auf die natürliche Ordnung der Dinge aufmerksam macht. Darüber hinaus will uns Hoffmann, der in Bremen Bildende Kunst und Zeichnung studiert hat und für seine konzentrierte Arbeit am Papier bekannt ist, auch eine Geschichte erzählen, eine Geschichte über das Wesen und die Natur eines Materials. Anhand der Linien, Schraffuren, Falten und Risse in und auf dem Material führt er uns den natürlichen Entstehungsprozess seiner Papierarbeiten vor. Denn die Zeichnung entsteht nicht durch den geführten Zeichenstift oder das geführte Werkzeug, sondern durch die Anwendung verschiedener Techniken. Er kratzt, klebt, faltet, bürstet, radiert und macht das Blatt zum Experimentierfeld. Ob sich Techniken überlagern, ineinanderfügen, kollidieren oder gar auslöschen, Hoffmann verhindert nichts, sondern nimmt die Entstehungen, die er auf dem Papier vorfindet, an. Um die Natur der Zeichnung aufzuspüren, geht er entschlossen respektvoll mit der Wesenhaftigkeit des Papiers um. „So wie sich Wasser einen Weg durch die Landschaft kratzt und reißt, mit ihren Aderrinnsalen von Gebirgsketten, Ausspülungen, Verwitterung und seismographischer Verwerfung“, so seien auch seine Kunstwerke als Landschaften lesbar, erklärt der Künstler bei der Vergabe des Caspar-David-Friedrich Preises 2014. Diese ‚Naturereignisse‘ auf dem Papier sind Inszenierungen der Zufälligkeiten, Hoffmanns Erzählungen der ganz besonderen Art. 

 (Text: Anna Toepffer)

Zur Online-Ausstellung:

Katalog zur Ausstellung: Blätterkatalog online

Gold, 2019
Daniel Hoffmann

Pflasterlinien, 2018
Daniel Hoffmann

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