Rolf Escher - Gezeichnete Stille

Gezeichnete Stille. Zeichnungen und Druckgrafik

Unsere Ausstellung trägt den Titel „Gezeichnete Stille“ und führt damit bereits tief in die Bildwelt von Rolf Escher, der sich nach seinem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf in den 1950er-Jahren nahezu ununterbrochen mit Zeichnungen und Druckgrafik beschäftigt hat. Doch es geht nicht nur ums Medium, er berührt auch seine Themenwelt. Wir sehen keine Historienszenen, keine Porträts, keine Genreszenen, auch keine Abstraktionen oder gestischen Kunstexplosionen. Wir sehen Stille.

Eine Stille aber, die von einer Absenz herrührt. Stille ist hier nicht Ruhe und Erholung, sondern Fehlstelle. Verfallene Hinterhöfe, leere Stühle, verlassene Cafés, menschenleere Bibliotheken: All das sind Orte, die einst belebt waren, die der Mensch sich geschaffen hat und in denen er nun fehlt. So stellt sich unweigerlich eine Melancholie ein; das Gefühl, in eine Vergangenheit zu blicken, in der einst Leben war und jetzt nicht mehr. Uns mag es heute an Bilder aus Fukushima erinnern: Fluchtartig verlassene Orte, die nicht mehr lebensfähig sind, sondern nur noch existieren, ihres eigentlichen Zwecks aber beraubt wurden. Rolf Escher nährt diese Emotionen in seinen Bildern durch seine nüchterne, von meisterhaftem Können getragene Darstellungsweise, die präsentiert ohne zu dozieren. So wird das Historische in seinen Bildern, jene Orte, die der Mensch verlassen hat, zeitlos. Und gerade hier findet sich der Ansatzpunkt für den Betrachter. Denn diese Zeitlosigkeit lässt die Bildmotive in unsere Zeit hinüberreichen. Ihre potentielle „Befüllbarkeit“ mit Menschen lässt uns die Räume näher sein als etwa surreale Architekturvisionen früherer Malergenerationen. Die Bilder sind in ihrer Nüchternheit, mit ihren kleinen Einsprengseln von individuellen Schicksalen, Ausgangspunkt und Sprungbrett der Phantasie hinein in eine Zeitachse der Geschichten, die sich der Betrachter frei erschließt.

Womit er sie befüllt, ob er ihre Leere fortschreibt, ober er im Historischen verbleibt: all dies bleibt dem Betrachter überlassen. Und diese Offenheit ist ein wichtiger Teil jener Faszination, die von Eschers Bildwelten mit ihren Requisiten, Gebrauchsspuren, „Undingen“ und „Unorten“ ausgeht. Vielleicht sind die Bilder am besten als Bühnen zu charakterisieren, auf denen sich das Welttheater im Kleinen ereignet. Orte werden ausschnitthaft gezeigt, ihrer eigenen Umgebung entzogen und damit wieder ortlos. Sie sind real, aber in ihrer Vereinzelung und Präsentation schon wieder unwirklich, wie Visionen von Erinnerungen. Lebensspuren bilden sich ab und bleiben gleichzeitig ephemer, vergänglich wie das Leben selbst. Man denkt an Macbeth, der am Ende erkennt: „Life’s but a walking shadow. A poor player that struts and frets his hour upon the stage and then is heard no more.” Dieses Vergehen verewigt Escher, gibt ihm eine Präsenz und überlässt es dem Betrachter, das Stück fortzuspinnen. Was er daraus macht, ist nicht vorgegeben. Die künstlerische Deutungshoheit verflüchtigt sich vor den Ambivalenzen der Kunst, die Rolf Escher evoziert. Einem guten Regisseur gleich gibt er nicht den Ton vor, sondern schafft den Raum für die eigene Emotion. Und gerade in diesem Evozieren liegt das anziehend Geheimnisvolle von Rolf Eschers Kunst.
(Text: Dr. Aurelio Fichter)

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