
Ruinen der Porta San Giovanni in Rom
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Art.-Nr.: 12349
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- Technik: Lavierte Tusche über Bleistift auf Velinpapier
- Unten links datiert: "Jun 30. Roma. 28.". Unten links eigenhändig bezeichnet: "Porta Laterano".
- Zustand: Sehr guter Zustand. Am oberen Rand minimal gebräunt, links oben sehr schwache Verfärbung, am unteren Rand links und mittig schwach beschmutzt. Restauriert.
- Provenienz: Georg Denzel (1873 München - 1959 München) F. Wilhelm Denzel, 20. Jahrhundert
- Größe: 20,3 cm x 33,2 cm
- Epoche: Romantik
- Jahr: 1828
„Es gibt nur eine Campagna, nur ein Rom. So still und einsam war es hier, nichts erinnert an Kultur, und in weiter Ferne sieht man einige einzelne Wohnungen oder große alte Ruinen, unabsehbare Linien mit zarten Bewegungen, so groß wie hier die Gegend kann es nirgends geben, sie hat einen unbeschreiblichen Reiz.“
Dies notierte der aus Riga stammende Johann Carl Baehr – ein Nachfahre von George Bähr, dem Erbauer der Dresdner Frauenkirche – am 26. November 1827 in sein Tagebuch anlässlich eines Ausfluges nach Cervara bei Rom. Etwas von diesem besonderen Reiz der „unabsehbaren Linien mit zarten Bewegungen“ in der römischen Campagna erzählt auch diese Sepiazeichnung von Baehr. Sein Blick auf die Ruinen der Porta San Giovanni und der benachbarten Porta Asinaria, die Teil der aurelianischen Stadtmauer waren, beschreibt in sanft an- und absteigenden Linien eine karge, vegetationslose Landschaft, in deren Hintergrund sich die endlosen Bögen der Aqua Julia aneinanderreihen und die Berge der Campagna zarte Linien bilden. Es ist eine ruhige, stille Landschaft von unendlicher Weite und Einsamkeit – nur zwei Spinnerinnen schauen von einer Anhöhe auf die beeindruckende Leere, während sich vor ihnen rechts am Rand zwei weitere Personen niedergelassen haben.
Baehr war im Herbst 1825 über den Umweg Paris gemeinsam mit Jean-Baptiste Camille Corot erstmals nach Rom gekommen und von 1827 bis 1829 hielt er sich dort ein weiteres Mal auf. Während dieses Aufenthalts traf er dort auch seinen Studienfreund Carl Oesterley aus Göttingen wieder, mit dem er in Dresden im Haus ihres Lehrers, des Galeriedirektors Johann Friedrich Matthäi, gewohnt hatte. Zusammen mit Oesterley reiste Baehr Anfang April 1828 nach Neapel, wo sie sich bis Ende Mai aufhielten, und unternahm mit ihm auch Expeditionen in die nähere Umgebung von Rom. Einer dieser Ausflüge führte sie Ende Januar 1828 an die aurelianische Stadtmauer bei San Giovanni in Laterano, wo am 22. Januar eine Ansicht der Porta San Giovanni von Oesterley entstanden war. Baehrs Blatt ist unten links ebenfalls datiert, doch ist die Datierung nicht eindeutig lesbar – seine Ansicht ist entweder am 30. Januar oder erst nach der Rückkehr aus Neapel am 30. Juni entstanden. Beider Zeichnungen dieser Zeit ähneln sich sehr und der motivische Zusammenhang mit Oesterleys Blatt legt auch für Baehr die frühere Entstehung nahe, als beide zusammen Rom zeichnend entdeckten, sich beiderseits inspirierten und sich in ihrer malerischen Auffassung von Zeichnung gegenseitig bestärkten.
In Rom standen beide dem Kreis der Nazarener nahe, denen vor allem Julius Schnorr von Carolsfeld mit seinen Sepiazeichnungen im Römischen Landschaftsbuch neue Wege in die Landschaft gewiesen hatte, die von Zeitgenossen wie Ludwig Richter begierig aufgenommen wurden. In dieser Tradition steht auch Baehrs Ansicht, in der er zu einer ganz eigenen, von der Natur abstrahierenden Ausdrucksweise gelangt. Sein Blatt ist ein eindrückliches Beispiel für die gestalterische Kraft des Südens, unter dessen Licht sich die karge Landschaft beinahe zu verflüchtigen scheint. (Text: Peter Prange)