Aus dem illustren und umfangreichen Schülerkreis Ludwig Richters sticht Viktor Paul Mohn besonders hervor. Er und Albert Venus hatten sowohl künstlerisch als auch menschlich die engste Bindung an den Lehrer und Mohn übernahm 1869 stellvertretend dessen Amt an der Dresdner Kunstschule. Den enormen Einfluss, den Richter als Künstler auf Mohn hatte, kann man an vielen seiner Aquarelle und Illustrationen ablesen. Die erste Italien-Reise, die er 1866 zusammen mit Albert Venus unternahm, stand ganz im Zeichen des Lehrers: Die Künstler besuchtet nicht nur dieselben Orte, die diesen Jahrzehnte zuvor so beeindruckt hatten. Sie orientierten sich auch in ihrer Arbeitsweise an Richter. Dessen graphische Präzision, gepaart mit einem sensiblen Gespür für atmosphärische Stimmungen, wurde auch für Mohn und Venus in Italien bestimmend, auch wenn ihre Interpretation durch vielfältige Übersteigerungen dieser Grundelemente einen ganz eigenen, häufig schon über-idealisierten Charakter bekam.
Als Mohn 1868 erneut in Italien weilte und dort wieder auf seinen Freund Albert Venus traf, zeigte er sich enttäuscht von dessen Abkehr von den Richterschen Idealen der klaren Linie. „Der Teufel reitet ihn, sein zweites Wort ist – Achenbach.“ Malerische Freiheit, Dominanz der Farbe, impressionistische Verwirbelungen: all dies entsprach nicht Mohns Kunstweg. Doch dass auch er auf Seitenpfaden wandelte, die sich von seinem großen Vorbild entfernten, wird auch heute noch zu wenig beachtet. Zwar hat er nie den malerischen Effekt über die Klarheit der zeichnerischen Aussage gestellt, doch manche Aquarelle zeigen in der Komposition eine ganz eigene Tendenz der Bilderfindung, die nicht aus dem Œuvre des Lehrers heraus zu erklären ist. Die enge Bindung an Richter blieb aber bestehen. So heiratete Mohn 1873 die Enkelin des Meisters und übernahm 1875 die stellvertretende Leitung des Richterschen Ateliers. 1880 wurde Viktor Paul Mohn zum Professor der Dresdner Kunstakademie ernannt. Nur drei Jahre später kehrte er Dresden den Rücken, um in Berlin in preußische Dienste zu treten. Auch dort erhielt er einen Professorentitel und unterrichtete ab 1895 an der Königlichen Kunsthochschule, deren Direktor er 1905 wurde. Viktor Paul Mohn verstarb im Februar 1911 in Berlin.
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