Ein Waldspaziergang

Anlässlich der Wälder Ausstellung in Frankfurt am Main und Bad Homburg
AUSSTELLUNGSEMPFEHLUNG


Wälder. Von der Romantik in die Zukunft
16.3 – 11.8.22

Museum Sinclair-Haus | Deutsches Romantik-Museum | Senckenberg Naturmuseum

Zeitgenössische Kunst trifft auf Künstler der Romantik 

Bis zum 11.8.2024 widmen sich 3 Museen in Frankfurt und Bad Homburg dem Wald. Die Ausstellung lädt dazu ein, Verbindungen zwischen romantischen und zeitgenössischen Vorstellungen vom Wald zu erkunden. Sie bietet eine interdisziplinäre Entdeckungsreise durch die Wälder der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Im Sinclair-Haus tritt zeitgenössische Kunst in spannungsreiche Dialoge mit Werken der Romantik. Darunter werden Künstler präsentiert, wie Friedrich Preller d. Ä. (1804-1878), Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863) oder Heinrich Dreber (1822-1875), die auch in unserer Sammlung des 19. Jahrhunderts mit vegeationsreichen Naturdarstellungen vertreten sind.

Künstler der Wälder-Ausstellung
in unserer Sammlung 

Um 1800 wurde der Wald zu einem ästhetischen Ort. Die Romantiker zeichneten direkt in der Natur, um die Beschaffenheit von Felsen, die Eigenschaften von Bäumen und Blumen genau zu erfassen und zu begreifen..

Friedrich Preller d. Ä. (1804-1878)
Gebirgslandschaft, um 1851

Friedrich Preller studierte an der Fürstlichen freien Zeichenschule in Weimar, an der er später als Professor und Hofmaler tätig war. Prellers Ölbild präsentiert eine unzugängliche Landschaft, die von Fichten und schroffen Felsen verstellt ist. Der Einsatz von Licht, Schatten und differenzierten Grüntönen unterstreicht die geheimnisvolle Atmosphäre. Die steilen Berge, hohen Fichten und vielen Grüntöne führen die Erhabenheit der Natur eindrucksvoll vor Augen.

Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863)

Waldweg mit Bildstock

Schirmer war ein Pionier der Freilichtmalerei. Als Student organisierte er Treffen im Wald, um gemeinsam mit Kommilitonen unter freiem Himmel zu zeichnen, zu malen und sich auszutauschen. Ab den 1830er Jahren etablierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie die erste Klasse für Landschaftsmalerei.

Die Waldbilder der Romantik zeigen immer wieder Motive wie Kruzifixe, Kapellen oder wie hier Pilger bei der Andacht vor einem Bildstock. Die Natur zu erleben und sich in sie zu versenken, hieß für die Maler:innen dieser Bilder auch, die Wirkung des Göttlichen in der Welt zu erfahren.

Heinrich Dreber (1822-1875)

Baumstudie

Heinrich Dreber besuchte von 1836 bis 1841 die Dresdner Kunstakademie, in der Landschaftsmalerei ein bereits etabliertes Lehrfach war.

In der vorliegenden Baum- und Blätterstudie tritt die malende Linie vor die zeichnende. Hier geht es um Vorstufen einer Bildidee, die sich bereits auf dem Blatt konkretisiert und als malerisches Äquivalent auftritt.

Der Mensch und der Wald

Der Wald gilt als Sinnbild der Natur schlechthin. Auf den Menschen übt er seit jeher eine große Anziehungskraft aus. Er ist unheimlich und wohltuend zugleich.

Die winzige Figur des Wanderers scheint in der großen Waldzeichnung von George Augustus Wallis fast zu verschwinden. Die Bäume wirken riesig. Ihre langen Wurzeln winden sich schlangenartig und greifen um sich. Der Mensch wirkt sowohl geborgen als auch verloren.

Die Bretterhütte von Anton Doll kann als menschliches Vermächtnis gelesen werden. Bäume, Äste, Blätter winden sich um die Latten. Es scheint, als würden sie bald vom Wald verschluckt werden. Hier erfährt die Natur eine aktive und lebendige Rolle. Sie erobert sich ihren Raum zurück.

Eugen Bracht hingegen sucht in seiner Kohlezeichnung von 1859 nach einer harmonischen Natur. Die Wanderer, deren Größe proportional nicht verringert wurde, haben sich auf dem Waldboden niedergelassen. Auf den ersten Blick sind sie kaum zu erkennen. Entspannt liegen sie ausgestreckt schlummernd auf dem Waldboden. Über ihren Köpfen breitet sich schützend das ausladende Blätterdach eines mächtigen Baumes aus. Die Stimmung ist friedlich, sie scheinen mit der Natur zu verschmelzen. Die Szene vermittelt ein Gefühl der Einheit, der Sehnsucht nach dem Einklang von Mensch und Natur.


Tief im Walde

Tief im Walde, tief im Walde
bildet, fern der Wege Reich,
eines Bruchs verlaßne Halde
einen kleinen, stillen Teich.
Moosbewachsne Blöcke ragen
aus der seichten Regenflut,
Falter und Libellen jagen
über bunter Lurche Brut.

(Christian Morgenstern, 1892)