Produktinformationen "Landschaft in Dalmatien"
Der aus Dresden stammende Robert Kummer wurde in eine sich schnell verändernde Welt hineingeboren – alte Ordnungen und Gewissheiten lösten sich zunehmend auf, die Landkarte Europas wurde neu vermessen, und immer mehr Nachrichten aus fernen Ländern weckten Sehnsüchte, die auf Reisen befriedigt werden wollten. Das 19. Jahrhundert ist der Aufbruch in eine neue Mobilität und auch Kummer bildet hierin keine Ausnahme – für ihn waren Reisen in noch unentdeckte Welten ein Lebenselixier. Kummer war ständig unterwegs – auf der Suche von einer Entdeckung zur nächsten, offenbart sich darin ein ruheloses, von Neugier getriebenes Temperament, das nur auf Reisen Erfüllung fand. Sein Lebensbericht liest sich wie ein Reisejournal – voll von Nachrichten aus fremden Welten. Zu diesen fremden, durch keine Reiseliteratur erschlossenen Welten zählte damals noch weitgehend der Balkan , weshalb Kummers in den Monaten Juli und August 1847 zusammen mit seinem Schüler Heinrich Eduard Müller unternommene Reise nach Dalmatien und Montenegro einer Pioniertat gleichkam – nur wenige Künstler vor ihm wie Rudolf von Alt oder Eugen Adam hatten sich dorthin gewagt; nach ihm folgten wenig später Maler wie Louis Gurlitt, Karl Eduard Biermann oder Ernst Steinfurth, durch deren pittoreske Ansichten der Landstrich erstmals größere Bekanntheit erlangte. Kummer hatte die Sehnsucht, das Land genauer kennenzulernen, bereits auf früheren Reisen nach Italien gespürt, als er von Ferne „die blauen Streifen der Gebirgszüge aus den blauen Fluten des adriatischen Meeres emporsteigen“ sah. Er erhoffte sich „tausende von Einschnitten des Meeres weit in das Festland hinein, viele Inseln und großartige Gebirgszüge“ , die ihm reichen Stoff für Bilder bieten würden. In seinen „Lebenserinnerungen“ hat Kummer diese mühsame Expedition ausführlich und bildhaft beschrieben , die ihn und Müller entlang der dalmatinischen Küste bis nach Cattaro, dem heutigen Kotor in Montenegro, und über das Lovćen-Gebirge bis nach Cetinje führte, der damaligen Hauptstadt Montenegros – und er sollte nicht enttäuscht werden. Das wilde und rauhe Land bot ihm vielfältige Entdeckungen und Eindrücke, die er so noch nie gesehen hatte. Einen der erhofften Einschnitte des Meeres weit ins Land hinein zeigt unser Ölbild, die an die Felsenküste bei Ragusa erinnern mag – eine genaue topografische Bestimmung ist kaum möglich, doch gibt sie einen Eindruck von der Stimmung wieder, die Kummer dort vom Schiff aus beschrieben hat: „[…] die untergehende Sonne beleuchtete die klippenvolle Küste, an der wir nahe dahinfuhren; die phantastisch geformten Felsen in glühend roten Farben spiegelten sich in den blauen dunklen Wellen, auf welchen unser Schiffchen herumtanzte; ich weiß nicht, was ich darum gegeben hätte, wenn ich hier eine Farbenskizze hätte malen können. Leider war dies der Bewegung des Meeres halber unmöglich, auch kein Grund zum Ankern zu finden und die schönste Beleuchtung nur wenige Minuten anhaltend.“ Unser kleines Gemälde dürfte kaum vor Ort entstanden sein, ruft aber einen solchen von Kummer geschilderten stimmungsvollen Moment in Erinnerung – wie sich die schroff abfallenden Felsen im Meer spiegeln, auf dem ein einsames Segelboot zum anderen Ufer unterwegs ist, wie sich die einzelnen Bergketten entlang der Meeresbucht hintereinander staffeln, überwölbt von einem blauen Himmel, durch den einzelne Wolken ziehen. Es ist ein Stimmungsbild nicht ohne die ihm eigene Dramatik, die an die griechischen Landschaften Carl Rottmanns auch deshalb erinnert, weil Kummer nicht nur ein vergleichbares Drama aus erdigen, dunklen Farben aufführt, sondern auch eine ähnlich vegetationslose, bei aller Großartigkeit der Kulisse doch eine karge, unwirtliche Landschaft schildert, die dem Menschen kaum zugänglich ist. Nur zwei Personen, die an ihren roten Mützen als Einheimische erkennbar sind, bahnen sich den Weg aus einer dunklen Schlucht nach oben auf die hellere Ebene – in der Inszenierung des dunklen, durch vielfältige Felsformationen abwechslungsreich gestalteten Vordergrunds, der sich von dem blauen Himmel und den helleren Gebirgszügen im Mittelgrund absetzt, ist noch ein traditioneller Bildaufbau spürbar, der eine Entstehung aus der Erinnerung vermuten lässt.